Im Internet und überall begegnen mir immer wieder Aussagen und Tipps von allerlei „Glücksexperten“. Oft sind es Dinge, die ich auch gut finde und sogar selbst für mich nutze. Bei so manchem stimme ich nicht zu, kann es aber als die Meinung anderer tolerieren.
Doch vor kurzem bin ich auf eine Aussage gestoßen, die mich total wütend gemacht hat. Da las ich doch tatsächlich in etwa folgendes: Wir sind glücklich, wenn wir uns dafür halten, nicht erst wenn bestimmte Bedingungen und Umstände erfüllt sind. Wer sich das bewusst macht, ist sofort glücklicher.
Wie gesagt, diese Aussage hat mich total wütend gemacht. Als ob das so einfach wäre.
Dein Verstand kann nicht entscheiden, ob Du glücklich bist
Wenn Du in Deinen Gefühlen gefangen bist, in Deinem Schmerz und Frust, dann kannst Du nicht einfach entscheiden glücklicher zu sein. Da kannst Du nicht einfach den Hebel umlegen.
Wenn Du Dich durch jeden Tag kämpfst und es Dich innerlich fast zerreißt, dann lässt sich das nicht einfach abschütteln. Frust und Schmerz sind zäh und sitzen fest.
Falls Du dann versuchst, Dir alles schön zu reden „Es ist alles in Ordnung. Es geht mir gut. Ich muss es nur anders betrachten. Positiv denken. Ich habe gar keinen Grund mich mies zu fühlen.“, wird es Dir eher noch schlechter gehen.
Dann entsteht in Dir ein großer Konflikt, weil Dein Inneres etwas ganz anderes sagt: Es geht Dir nicht gut. Es ist nicht alles in Ordnung.
Im Inneren fühlst Du etwas ganz anderes und das lässt sich nicht einfach ausschalten. Dieses Gefühl, dass etwas für Dich nicht stimmt, wird immer stärker werden und Dir keine Ruhe lassen.
Falsches Mantra und falsche Strategie
Leider haben wir meist schon früh verlernt, auf unsere Gefühle und Bedürfnisse zu achten und darauf einzugehen bzw. wir haben diese ganz bewusst verdrängt.
Als Kind spüren wir noch ganz klar was wir brauchen und bringen es klar zum Ausdruck. Aber dann werden wir oft ruhig gestellt mit Sätzen wie „Jetzt sei doch zufrieden. Du hast gar keinen Grund zum Jammern.“
Also beginnen wir uns einzureden, dass wir doch zufrieden sein müssen. „Ich muss zufrieden sein. Ich muss zufrieden sein. Ich muss zufrieden …“ – wie ein Mantra. Und dieses Mantra funktioniert wunderbar. Wir verlernen dadurch, uns zu spüren und wahrzunehmen und wissen gar nicht mehr was wir innerlich wollen und brauchen.
Wenn wir doch merken, dass etwas nicht stimmt und einen inneren Schmerz verspüren, dann unterdrücken wir die Tränen, denn die will ja keiner sehen.
Dann lenken wir uns ab und beschäftigen uns mit allem möglichen. Nur nicht daran denken. Nur nicht zugeben, dass irgendwas nicht stimmt. Denn „Ich muss zufrieden sein ….“
Wir setzen eine Maske auf und zeigen uns fröhlich. Machen, als ob es uns gut geht.
Unser Umfeld versteht uns sowieso nicht. Die kennen uns nicht wirklich und wissen nicht, wie wir uns fühlen. Oft verstehen wir uns ja selbst nicht mehr, wissen selbst nicht was mit uns los ist.
Deshalb versuchen wir, positiv zu denken und alles in den Griff zu bekommen.
Aber dann kommt wieder das Loch und diesmal ist es noch ein Stückchen tiefer und noch schwieriger, wieder heraus zu kommen.
Neues Mantra und neue Strategie
Ich will auf keinen Fall sagen, dass Du nicht positiv denken sollst. In vielen Situationen ist es sicher angebracht und hilft weiter. Ich würde es aber eher als optimistisch denken bezeichnen.
Auf keinen Fall aber solltest Du Dir etwas schön reden.
Du darfst Dir nichts schön reden!!!
Es gibt nun mal wirklich Umstände, die Dir nicht gut tun.
Wenn Dich immer wieder die gleichen Dinge nach unten ziehen, wenn Du immer gestresst bist und Dir kaum Luft zum Atmen bleibt, wenn Du immer wieder die gleichen Verletzungen erlebst … Wie soll es Dir dann besser gehen, wenn Du nichts veränderst?
Du musst Dich NICHT zufrieden geben. Du musst Dich NICHT zufrieden geben. Du musst Dich NICHT zufrieden geben… (Neues Mantra 🙂 )
Du kannst etwas tun, damit Du Dich besser fühlst. Du kannst bewusst schauen, woher Dein innerer Schmerz oder Frust kommt. Und auf jeden Fall kannst Du Umstände und Bedingungen ändern, damit es Dir besser geht.
Natürlich kann es sein, dass es für Dich genug ist, Deine Einstellung zu ändern. Aber ob Du Dich unzufrieden, traurig oder sonst wie fühlst, hängt ganz stark mit Deinen Erfahrungen und den damit verbundenen Gefühlen zusammen. Vor allem Deine Kindheit und auch sonstige Erlebnisse haben Dich sehr stark geprägt. Das lässt sich nicht einfach alles mit dem Verstand wegwischen und regeln. Dazu bedarf es ein bisschen mehr.
Wie Du Deine Einstellungen wirklich ändern kannst habe ich hier schon einmal erläutert.
Wirklich zufrieden
Es bringt nichts wenn Du Dir etwas vormachst und Deine Gefühle und Bedürfnisse wegdrückst, so wie Du es vielleicht in der Kindheit gelernt hast. Dadurch wirst Du immer deprimierter und im schlimmsten Falle krank.
Viel besser ist es, wenn Du herausfindest was Dich unzufrieden macht. Was steckt hinter Deiner Wut, Deinem Schmerz, Deinem Frust? Wie kannst Du diese negativen Gefühle lösen und verhindern, dass sie immer wieder neu entstehen?
Egal ob es Deine Einstellung oder irgendwelche Umstände sind, die Du verändern musst, damit Du Dich glücklicher, zufriedener, ausgeglichener fühlst:
Du musst Dich NICHT zufrieden geben, solange Du es nicht wirklich von innen spürst.
Was meinst Du dazu? Ist Dir auch so ein Ratschlag in Erinnerung, mit dem Du gar nicht einverstanden bist? Oder hast Du eine Vorgehensweise, die für Dich regelmäßig funktioniert und die Du anderen weiter empfehlen kannst?
Ich freue mich über Deinen Kommentar 🙂
In Liebe
PS: Egal wie es Dir gerade geht, ich weiß genau, dass Du mehr und mehr zu Dir selbst und zu mehr Lebensfreude finden kannst.
Schreibe einen Kommentar